Sicht der Versuchstiere

Fehlende Perspektive der Versuchstiere

In vielen Debatten, Podiumsdiskussionen und öffentlichen Gesprächen wird immer wieder die Sicht der direkt Betroffenen – nämlich der Versuchstiere – vernachlässigt.

So auch in der öffentlichen Diskussion des CIN am 24.06.2013, in der explizit betont wird:

„[..] lädt das CIN zu einem Gespräch ein, in dem diese Notwendigkeit aus verschiedenen Perspektiven, auch aus der der Hilfe suchenden Patienten,beleuchtet werden soll. Durch die Einbeziehung von Patienten mit ihren Nöten und Hoffnungen soll Menschen Gehör verschafft werden, die in der eher theoretischen Grundsatzdiskussionen in aller Regel ausgeklammert bleiben.“

In Wirklichkeit sind es aber die leidenden Versuchstiere die von einer Diskussion ausgeschlossen werden, da sie in dieser keine Stimme haben und sich nicht gegen diese Versuche aussprechen können.

Deswegen soll an dieser Stelle einmal das Leid und die unvorstellbaren Belastungen der Tiere dokumentiert werden. Grundlage der Daten ist die Tierversuchs-Datenbank von der Vereinigung Ärtze gegen Tierversuche e.V.
Da es unglaublich selten ist Fotos von Tieren aus Versuchslaboren zu bekommen, wurden hier Bilder aus einem Labor aus Israel zur Veranschaulichung verwendet. Ohne speziellen Hintergrund der Versuche zeigen die Bilder Tiere hinter Gitterstäben, denn in jedem Tierversuch sind die Tiere, fern von ihrem natürlichen Lebensraum, ihr ganzes Leben lang in Käfigen gefangen.

Leid der Tiere von Prof. Zrenner

Prof. Eberhart Zrenner vom Universitätsklinikum Tübingen ist für die Forschung, Entwicklung und klinischen Erprobung des subretinalen elektronischen Netzhautimplantats verantwortlich. Dieses Implantat hat tatsächlich auch einen medizinischen Nutzen:

„Es kann bei erblindeten Menschen Sehleistungen wiederherstellen, die bis hin zur Erkennung von Buchstaben und Wörtern reichen.“

Was genau musste aber für diese medizine Entwicklung passieren? Hier ein paar Ausschnitte aus der Tierversuchsdatenbank:

1996 – 10 Katzen

Katze im Käfig
Bild stammt aus einem Labor aus Israel.
Quelle: »Let the Animals live – Israel«

Die Katzen werden anästhesiert und künstlich beatmet. Elektroden werden durch Kontaktlinsen auf der Hornhaut der Augen und unter der Haut der Stirn und eines Vorderlaufs angebracht. Die Experimente finden im Dunkeln statt. Als Stimuli werden Lichtreize verwendet. Vor und nach Verabreichung bestimmter Medikamente durch Katheter in den Blutgefäßen der Leiste, werden elektrophysiologische Daten gemessen.

1997 – 7 Affen

Untersuchung von Auswirkungen langfristiger Bleibelastung auf das Sehsystem

Affe im Käfig
Bild stammt aus einem Labor aus Israel.
Quelle: »Let the Animals live – Israel«

Die Affen werden über einen Zeitraum von neun Jahren mit einer bleihaltigen (bis 600 ppm) Diät, deren Konzentration noch unter der Giftigkeitsgrenze für Blei liegt, gefüttert. Bereits das Muttertier erhielt vor der Zeugung dieser Tiere eine mit Blei angereicherte Diät. Nun folgt eine Zeitspanne von 140 Wochen, in der die Affen mit einer bleifreien Nahrung gefüttert werden. Die Affen werden schließlich getötet und die Bleikonzentrationen im Blut, Gehirn und vor allem im Auge gemessen.

2004 – 11 Katzen

Drei Katzen wird eine Augennetzhautprothese einoperiert. Im Laufe der nächsten Wochen werden die Tiere viermal mit einem bildgebenden Verfahren (Tomographie) sowie mit einem Verfahren zur Darstellung von Blutgefäßen untersucht. Dafür werden die Tiere in Narkose gelegt und der Kopf wird in einen stereotaktischen Apparat eingespannt. Bei zwei der drei Versuchskatzen wird am Tag 99 nach der Operation, bei einer Katze am Tag 470 das operierte Auge entfernt. Es wird nicht beschrieben, ob die Tiere dafür getötet werden.

2004 – 5 Kaninchen

Kaninchen in einem Plastikkasten ohne jegliche Einstreu.
Foto stammt nicht aus Tübingen!
Foto: Ärzte gegen Tierversuche e.V.

Unter Narkose werden zwei Elektroden in das Gehirn einoperiert. Die Operation wird nicht näher beschrieben. Eine weitere Elektrode wird unter die Haut der Nase implantiert. Beide Augen werden im Bereich der Lederhaut aufgeschnitten. Eine Folie mit 8 Elektroden wird auf die Netzhaut aufgebracht. Die Kabel der Elektroden führen zu einem Stecker außerhalb des Auges. Über die Elektroden im Auge werden Stromstöße mit verschiedener Intensität verabreicht. Gleichzeitig wird mit Hilfe der Elektroden im Gehirn die Reaktion der Nervenzellen im Gehirn gemessen. Am Ende der Experimente werden die Kaninchen getötet.

2007 – 11 Schweine

Unter Narkose wird unter die Nackenhaut ein Übertragungsgerät eingepflanzt, das kabellos elektrische Signale empfangen kann und diese über ein Kabel weiterleitet. Drei Schweine sterben in Narkose, ein Tier überlebt eine zweite Narkose nach 18 Tagen nicht. Bei drei weiteren Schweinen kommt es innerhalb von zwei Wochen nach der Operation zu einer Netzhautablösung. Bei den anderen Tieren werden ab der zweiten Woche nach der OP täglich eine Stunde Experimente mit den Elektroden durchgeführt. Über das Gerät im Nacken werden Stromimpulse an die Elektroden im Auge gesendet. Gleichzeitig wird das Verhalten der Schweine beobachtet. Sie halten kurz in ihrer Tätigkeit (Fressen, Schnüffeln) inne. Nach vier Wochen werden die Schweine auf nicht beschriebene Weise getötet.

Dieser Ausschnitt ist nur ein Bruchteil der Versuche und der Tiere, die für diese Neuerung ihr Leben lassen mussten.

 Leid der Affen von Prof. Thier

Prof. Dr. med. Hans-Peter Thier ist im Hertie-Institut für klinische Hirnforschung Abteilung Kognitive Neurologie tätig und experimentiert dort, im Sinne der Grundlagenforschung, mit Resusaffen.

1996 – 2 Resusaffen

Bild zeigt einen ähnlichen Versuchsaufbau und stammt aus einem Labor aus Israel.
Quelle: »Let the Animals live – Israel«

Den Affen werden unter Betäubung und künstlicher Beatmung Meßspulen in den Augenbereich, ein Kopfhalter auf das Schädeldach und Mikroelektroden mit einer Kammer in Schädel und Gehirn gepflanzt. An fünf Tagen in der Woche bekommen die Tiere nichts zu Trinken, sie müssen sich durch korrektes Erfüllen von Aufgaben Flüssigkeit in Form von Apfelsaft verdienen. Die Aufgaben bestehen in der Beobachtung verschiedener Lichtpunkte, die auf einem Bildschirm in 74 cm Entfernung präsentiert werden. Der Kopf ist durch eine Halteapparatur fixiert. Dabei werden die Augenbewegungen durch die implantierten Spulen gemessen und die Nervenzellaktivitäten im Gehirn bestimmt.

1998 – Anzahl der Affen unbekannt

Hirnforschung ähnlich wie oben.

1999 – 2 Resusaffen

Hirnforschung ähnlich wie oben.

2004 – 2 Resusaffen

Bild zeigt einen Affenstuhl wie er bei diesen Versuchen verwendet wird und stammt aus einem Labor aus Israel.
Quelle: »Let the Animals live – Israel«

Üblicherweise werden hierfür ein Kopfhalter und eine Kammer mit Elektroden auf dem Schädel montiert, in die Augen werden Metallspulen eingesetzt. Die Affen werden nach Flüssigkeitsentzug durch Saft als „Belohnung“ trainiert, bestimmte Aufgaben zu erledigen. Dabei werden sie in einem Primatenstuhl unbeweglich gemacht, der Kopf wird am Kopfhalter angeschraubt. In dieser Arbeit besteht die Aufgabe darin, den Blick von einem Punkt in der Mitte eines Bildschirms ruckartig zu einem anderen Punkt zu bewegen, sobald über dem ersten Punkt ein „C“ auftaucht. Das weitere Schicksal der Affen wird nicht erwähnt.

Auch hier findet sich wieder nur ein Bruchteil der Versuche wieder, die in Tübingen und anderen Forschungseinrichtungen gemacht werden. All diese Versuche dienen der Grundlagenforschung, welche bis jetzt weder Alzheimer, noch Parkinson oder Krebs geheilt hat. Was sicher ist, sind die Gelder die für solche Versuchsreihen fließen und der berufliche Prestige, der für die Wissenschaftler mit den Versuchen einhergeht.

 

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