CIN-Gespräch Tierversuche

CIN Gespräch Tierversuche vom 24.06.2013

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Bild: Infobroschüre des CIN

Pressebericht des Reutlinger Generalanzeigers

Am 24.06.2013 lud das Centrum für Integrative Neurowissenschaften (CIN) zu einem öffentlichen Gespräch über Tierversuche ein. Dabei fanden 4 Experimentatoren, 2 Pharmalobbyisten und nicht ein einziger Tierversuchsgegner ihren Platz auf dem Podium der CIN-Diskussion. Cornelie Jäger, Landesbeauftragte für Tierschutz, kritisierte diese ungleiche Gewichtung der Gäste:

Cornelie Jäger

Cornelie Jäger

„Es fehlt ein Vertreter einer Tierschutzorganisation. Ich befürchte deshalb Einseitigkeit statt Information. Das bewerte ich als vertane Chance

Rechtliche Perspektive:

Professor Wolfgang Löwer beleuchtete in der Diskussion die rechtliche Seite der Tierversuche.

„Wissenschaft und Forschung sind grundgesetzlich geschützt. Andererseits ist der Staat bei der Gesetzgebung dem Tierschutz verpflichtet“

in der Diskussion drückte sich Prof. Löwer noch klarer aus und meinte:

„Grundlagenforschung muss nicht ethisch demontiert werden, da diese durch das Gesetz abgesichert sei.“

Damit positioniert er sich ganz klar und ist also der Meinung, dass alles was uns das Gesetz erlaubt grundsätzlich nicht zu hinterfragen ist. Eine fragliche Einstellung.

»Wenn man die Unerlässlichkeitsschwelle überschritten hat, muss man danach fragen, was Angst, Schmerz und Leid bei Tieren bedeutet. Man muss den Grad des Tierleides in Beziehung zum Erkenntnisgrad setzen.«

Man könnte sich nun Fragen wo bei der Prüfung von immer neuen Stoffen und Produkten die Unerlässlichkeit besteht. Außerdem könnte man sich fragen wie man den Grad des Leidens eines Tieres in Beziehung setzt zum Erkenntnisgrad, gerade bei der Grundlagenforschung, bei der es mittelfristig um reine Neugier geht und nicht um das Heilen von bestimmten Krankheiten.

Perspektive der Industrie:

Jörg Luft von den Covance Laboratories in Münster betonte im Podiumsgespräch:

Jörg Luft

Jörg Luft

„Ich sehe mich in der Verantwortung, ethisch verantwortlich mit den Tieren umzugehen. Ich bitte aber auch um Respekt für unsere Arbeit.“

Schaut man sich die Berichterstattung der letzten Jahre an, welche Covance und deren Versuche betreffen, kann man daran Zweifeln, dass Covance etwas an der ethischen Verantwortlichkeit liegt.

Aufnahmen vom Dezember 2003 „Covance Laboratories GmbH“ in Münster (Deutschland)

>> Weitere kritische Informationen über Covance <<
>> Undercover-Aufnahmen aus dem Covance Labor in Münster <<

Perspektive der Ausbildung:

Professor Andreas Nieder vom Institut für Neurobiologie ist der festen Überzeugung in der Ausbild nicht ohne das Töten von Mäusen und Fröschen auskommen zu können:

Andreas Nieder

Andreas Nieder

„Wir meinen, ein Einsatz von Tieren in der Lehre ist unverzichtbar, da Studierende dadurch einen didaktischen Mehrwert haben. Die Arbeit mit tierischen Präparaten gibt eine neue Art der Einsicht. Es ist ein Aha-Erlebnis, zu sehen, wie Nerven oder der Herzmuskel auf bestimmte Reize reagieren.“

Als überaus wichtigen Grund für das jährliche Töten von Mäusen und Fröschen sieht er das Aha-Erlebnis der Studenten. Geht man vom Tierschutzgesetz aus, welches eindeutig besagt, dass zum Töten von Tieren ein „vernünftiger“ Grund vorhanden sein muss, kann man stark anzweifeln, ob ein Aha-Erlebnis und eine praxisnähere Form des Lernens ein vernünftiger Grund ist um Tiere zu töten. Schon allein aufgrund der Tatsache, dass man diese Lernerfahrung auch mit Videos, Bildmaterial und Computersimulation übermitteln könnte sind diese Tötungen ungerechtfertigt.

Es bleibt zu vermuten, dass diese Tötungen im frühen Stadium des Studiums (im Bachelor) dazu führen, dass Studenten frühzeitig anerkennen, dass Tiertötungen im Sinne der Forschung legitim und nicht zu hinterfragen sind.

Ethische Erwägungen:

Vielfach kritisiert wurde die Rolle von Karin Blumer, welche als jahrelange PR-Beraterin des Pharmariesen Novartis, die ethische Vertretbarkeit von Tierversuchen beleuchten sollte.

Karin Blumer

Karin Blumer

Die Frage aus dem Puplikum:

„Warum soll man Tiere für unsere Zwecke instrumentalisieren? Was ist die ethische Rechtfertigung?“

beantwortete Karin Blumer mit:

„Wir instrumentalisieren auch Menschen für unsere Zwecke. Jeden Tag.“

Dieses Argument sollte dann die Tierversuche aus dem Blickwinkel der Ethik rechtfertigen.

Sicht der Patienten:

Eberhart Zrenner

Eberhart Zrenner

Professor Eberhart Zrenner und Professor Peter Thier sorgten dafür, die Grundsatzdiskussion auf eine emotionale, nicht diskutierbare Ebene zu lenken. Sie führten ihre kranken Patienten (Sharam Bagheri und Marina Stüber) dem Puplikum sprichwörtlich vor. Wie Karin Blumer richtig bemerkte wurden hier Patentien im Sinne der Interessen der Experimentatoren instrumentalisiert, um eine allgemeine Betroffenheit in der Diskussion zu erzeugen.

Peter Thier

Peter Thier

Leider wurden nicht die direkt Betroffenen – die leidenden Affen, Katzen und Schweine – in die Diskussion mit eingebracht. Hätte man auf dem Podium einen gefangenen Affen im Käfig oder festgeschnallt auf einen Affenstuhl sehen können, wäre die Stimmung wahrscheinlich anders gewesen.

 

 

 

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